Als Neuling zuerst einmal: Sehr interessante Ideen, gratuliere! 🙂
Zuletzt drehte sich die Diskussion um Kvothe/Kote Zustand am Ende des zweiten Bandes:
[quote]Also ich denke, dass Bast versucht Kote's schlafenden Geist zu wecken. Und mit dem auftauchen der Skrael fängt er auch an zu erwachen. (...)
Allerdings erblindet er darüber für den wahren Prozess, der gerade in dem Menschen stattfindet, der sowohl Gastwirt, als auch Legendärer Held und Leiche ist. Wenn Kvothe am Ende des dritten Bandes nicht wieder im Besitz seiner Kräfte ist, dann entweder weil er tot ist (möglicherweise wegen Bast), oder weil Bast ihn so sehr fordert, dass er es nicht schafft zu verstehen wer er ist.
[/quote]
Ich bin sehr zuversichtlich, dass Kote/Kvothe sehr wohl weiß,, was er tut - oder auch eben unterlässt. Als der Fremde in die Gaststube eindringt und schließlich Shep tötet, fragt er mehrfach etwas in fremder Sprache:
"Te varaiyn aroi Seathaloi vei mela." (...) "Te-tauren sciyrloet? Amauen." (NdW, S. 819) und
"Te aithiyn Seathaloi?", fragte er in herrischem Ton. "Te Rhinthae?" (NdW, S. 822)
Im Gespräch nachhinein zwischen Bast, dem Chronisten und Kote gibt keiner zu erkannt zu haben, was der Fremde sagte - wobei es sich m.M. nach ohnehin um verschiedene Sprachen handelt, "Amauen ist eindeutig Fae-Sprache, Bast verwendet es häufig und auch Kote, wenn er mit Bast spricht. Bei Bast bin ich mir einigermaßen sicher, dass er wusste, was der Fremde wollte, denn es handelte sich ja um einen der sogenannten "Hauttänzer". Kann sein, dass die Fae nicht nur ebenso unterschiedliche Kulturen, sondern auch Sprachen haben wie Menschen. Aber trotzdem ist es meiner Meinung nach recht wahrscheinlich, dass Bast "Hauttänzerisch" spricht.
Ebenso Kote/Kvothe. Hier bin ich mir ganz sicher, dass er verstanden hat, wen oder was der Hauttänzer suchte: Chandrian. "Rhinta" ist das ademische Wort für Chandrian - "Rhintae" ist dem sehr ähnlich. Was nebenbei bedeuten würde, dass die Fae-Bezeichnung für die Chandrian "Seathaloi" ist. Oder der Hauttänzer suchte die legendären "Sithe", die Feinde der Chandrian, und "Seathaloi" bedeutet "Sithe". Wie auch immer, Kote/Kvothe spricht Fae und Ademisch, er hat garantiert verstanden, was der Fremde wollte!
Aber noch weiter vorgespult: Am Ende von "Die Furcht des Weisen" bezieht Kote fürchterlich Prügel von den drei Soldaten, nachdem er einem von ihnen kurz Paroli bieten konnte. Hat er also seine bei den Adem erworbenen Kenntnisse verloren, so wie (anscheinend) sein Alar wie Ramston-Stahl?
Die Soldaten, die in den Wegstein kommen und in Basts Auftrag (mit Hintergedanken!) versuchen, Kote auszurauben, tragen die Farben blau und weiß - was sie als Königstreue ausweist. Dabei kennen wir doch schon einen Adeligen mit eben diesen Farben: Maer Alveron! Da werden sie zwar "kobalt" und "elfenbein" genannt, faktisch handelt es sich aber um blau und weiß.
Darüber hinaus wissen wir, dass der König - Maer Alveron - auch "der bußfertige König" genannt wird. Es gibt also irgend eine Schuld, die öffentlich bekannt und so schwerwiegend ist, dass sogar ein König sie offiziell bereuen muss. Diese Schuld ist möglicherweise der Grund für den Aufstand der Rebellen, der den gegenwärtigen Kriegszustand herbei geführt hat. Ein "Königsmord", also ein Mord an einem anderen thronberechtigten Adeligen, den der Maer mitverursacht oder geduldet hat, scheint mir wahrscheinlich. Wobei wir bei Kvothe und Ambrose bzw. Ambroses Vater (der steht vor seinem Sohn in der Thronfolge!) wären.
Kote ist kein Fan dieses Königs - Maer Alveron -, im Gegenteil, er spricht abwertend über ihn und rät dem Schmiedesohn eindringlich davon ab, sich dessen Truppen anzuschließen. Es gibt also ein grundlegendes Zerwürfnis zwischen Kote/Kvothe und seinem ehemaligen Gönner - warum?
Meine Theorie ist, dass Ambroses Vater, Baron Jakis, ähnlich wie sein Sohn vorgeht: Er lässt nach und nach alle Personen, die zwischen ihm und dem Thron stehen, beseitigen (z.B. durch den fortgesetzten Giftanschlag auf den Maer oder das "Schiffsunglück", das gleich mehrere Mitglieder der königlichen Familie auf einen Schlag ums Leben brachte und die Jakis einen gutes Stück in der Thronfolge nach vorne). Der geheimnisvolle Bredon, der gerne und beinahe unschlagbar sehr langfristige Taktikspiele spielt, hielt sich nach seinen eigenen Angaben eine Zeit lang am Hof der Jakis auf. Bredon ist nebenbei mein heißester Kandidat für die Doppelkrone eines Chandrian (hat jemand Bredon schonmal in der Nähe von Pflanzen/Tieren beobachtet, außer um im Eld "heidnische Rituale" zu betreiben?) und Dennas Patron (War da nicht ein Wortspiel "Lord Ash/Esche" und "Lord Ash/Asche"?).
Meluan Lackless, die Frau des Maer, steht noch vor diesem in der Thronfolge (Kvothe als ihr Neffe, Sohn der älteren, eigentlich nachfolgeberechtigten Tochter, noch vor ihr - und damit deutlich [i]vor [/i]Ambrose Jakis. ;-) ) . Ich stelle mir also folgendes Szenario vor: Papa Jakis gelingt es, alle Thronfolger zu eliminieren, bis auf Maer Alveron und ggf. seine Frau Meluan, die gemeinsam regieren. Kvothe trifft am Hof des Maer auf die Familie Jakis. Er gerät mit ihnen in Streit, und er duelliert sich mit Ambroses Vater, Baron Jakis. Da Kvothe an der Universität niemals sein Schwert trägt, glaubt Ambrose und damit auch dessen Vater, leichtes Spiel zu haben. Ja, da kann man sich irren!
Vater Jakis verliert seinen Kopf und Sohn Ambrose die Contenance: Er beschuldigt den Maer, den Tod seines Vaters von langer Hand geplant zu haben oder dem zumindest Vorschub geleistet zu haben! Damit sei er selbst - Ambrose Jakis - der rechtmäßige Erbe der Krone, nachdem alle anderen Thronfolger entweder tot oder wie Maer Alveron ehrlos geworden sind. Kvothe wird von Maer Alveron, dem bußfertigen König, wegen Mordes gefangen gesetzt, kann aber fliehen, während in der Menschenwelt ein Bürgerkrieg ausbricht, der schließlich bis vor die Tore des Wegsteins dringt.
Also wieder zurück in die Schenke, in der sich Kote, ein einfacher Gastwirt, gerade anschickt, drei Soldaten des Königs nach allen regeln der ademischen Kunst zu vertrimmen. Nur - wie weit soll er gehen? Wenn er sie nur verprügelt, werden sie zu ihrer Einheit zurückkehren. Etweder berichten sie dort, dass ein einfacher Wirt sie bezwungen hat, oder - wahrscheinlicher - sie kehren mit sehr viel mehr Soldaten zurück, um es Kote heimzuzahlen, wobei sie vielleicht ganz nebenbei und zum Zeitvertreib noch das Dorf ausplündern und niederbrennen. Um die drei Soldaten zum Schweigen zu brinngen, müsste Kote sie also dauerhaft im Wegstein gefangen halten - wie? Oder alle drei umbringen. Obwohl Kvothe durchaus das Gesetz in eigene Hände genomen hat, halte ich Kote für ... bedächtiger. Also lässt er sich lieber zusammenschlagen, indem er vorgibt, seine Kampfkünste "verlernt" zu haben. Aber, ganz am Ende "hob er die Hände wie ein Tänzer, verlagerte sein Gewicht und vollzog ganz langsam einen einzigen, vollkommenen Schritt" (FdW, II, S. 519). Da übt doch nicht jemand klammheimlich sein schon ziemlich perfektes Ketan?
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich setze darauf, dass Katastrophen-Kote in "The doors of stone" wieder zu Maedre wird!