Also was an Jax erinnert ist vor allem der neumond, denn den hat er geschaffen. Der Neumond ist natürlich nicht so ohne weiteres abzubilden. Die Interpretationsmöglichkeiten sind also relativ reichhaltig. Zum einen ist eine mögliche Interpretation, dass Haliax, als Anführer der Sieben, zu den abgebildeten Mondphasen Kontrolle über sie hat. Zum anderen könnte es auch einfach nur als erinnerung dienen, dass die Chandrian (bzw. die mächtigsten Gestalter) die Mondphasen geschaffen haben. Und dazwischen ist immer noch Platz für alle möglichen anderen Perspektiven.
Ich würde nicht sagen, dass Ninas Abbildung Skarpis Geschichte widerspricht, da über den Mond recht wenig präzises bekannt ist.
Also so wie ich das mit Haliax verstanden habe, ist Lanre, nach Lyras endgültigem Tod, auf der Suche nach der Macht sie wiederzubeleben, zu den Gestaltern, also seinen ursprünglichen Feinden übergelaufen. Er hatte mit dem Cthaeh gesprochen, der ihm den Weg zur Macht zeigte. Von Jax wissen wit auch, dass er mit dem Cthaeh gesprochen hatte, bevor er den Mond stahl. Jax als Hauttänzer halte ich für etwas abwegig. Nach allem was wir wissen, haben sie selbst keinen eigenen Körper und daher auch kein Gehirn und damit keinen konkreten Willen. Alles was sie tun ist die Kontrolle über einen Körper zu übernehmen und so viel Schaden wie möglich anzurichten (bzw. so lange überspringen, bis keiner mehr am Leben ist). Da sie nur bedingt Kontrolle über Bewusstsein haben, halte ich es auch nicht für richtig davon auszugehen, dass Jax, der einen besonders starken und unbeugsamen Willen hatte, denn er konnte den Mond binden, ein Hauttänzer war.
Als Kvothe Ninas Zeichnung der Vase bespricht wird klar, dass der Ciridae furchteinflößender als die Chandrian ist: dFdW Kapitel 35
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»Nun entrollte ich das Pergament vollends, und eine dritte Gestalt kam zum Vorschein, größer als die beiden anderen. Dieser Mann trug eine Rüstung und einen offenen Helm. Auf der Brust hatte er ein farbiges Emblem, das wie ein Herbstblatt aussah, rot am Rand und orange zur Mitte hin, mit einem geraden, schwarzen Stengel.
Seine Gesicht war gebräunt, aber die Hand, die er erhoben hielt, war leuchtend rot. Seine andere Hand war hinter einem großen, runden Gegenstand verborgen. Nina war es irgendwie gelungen, diesen in einem metallisch schimmernden Bronzeton zu malen. Vermutlich sollte es ein Schild sein.
»Der ist mir am schlechtesten gelungen«, sagte Nina mit gedämpfter Stimme.
Ich sah sie an. Sie blickte ernst, und ich nahm an, dass sie mein Schweigen falsch gedeutet hatte. »Sag doch so was nicht«, erwiderte ich. »Du hast das großartig gemacht.«
Sie lächelte matt. »So hab ich das nicht gemeint«, sagte sie. »Er war echt schwer zu malen. Das Kupfer hab ich noch einigermaßen hingekriegt«, sagte sie und deutete auf den Schild. »Aber dieses Rot ...« Sie deutete auf die erhobene Hand. »Das soll eigentlich Blut sein. Seine Hand ist blutüberströmt.« Sie pochte ihm auf die Brust. »Und das war leuchtender, so als würde »es brennen.«
Da erkannte ich ihn. Das Emblem auf seiner Brust war gar kein Blatt. Es war ein Turm, der in Flammen stand. Und seine blutüberströmte, erhobene Hand wies nicht auf etwas. Nein, er hatte sie in einer mahnenden Geste gegenüber Haliax und den anderen erhoben. Er hatte die Hand erhoben, um ihnen Einhalt zu gebieten. Dieser Mann war einer der Amyr. Einer der Ciridae.
Nina schauderte und zog ihren Umhang enger um sich zusammen. »Ich ertrage es immer noch nicht, ihn anzusehen«, sagte sie. »Sie waren alle scheußlich anzusehen. Aber er war der Schlimmste. Ich kann nicht gut Gesichter malen, aber seins hat schrecklich grimmig geguckt. Er sah sehr, sehr wütend aus. Er sah aus, als wäre er drauf und dran, die ganze Welt in Schutt und Asche zu legen.«
»Wenn das nur die eine Seite ist«, sagte ich, »weißt du dann auch noch, wie der Rest aussah?«
»Nicht so wie das, anders. Ich erinnere mich an eine Frau, die gar nichts anhatte, und an ein zerbrochenes Schwert ... und an ein Feuer ...« Sie blickte nachdenklich und schüttelte dann den Kopf. »Wie gesagt, ich habâs nur ganz kurz gesehen, als Jimmy mir die Vase gezeigt hat. Ich glaube, ein »Engel hat mir geholfen, mich an diesen Teil des Traums zu erinnern, damit ich es malen und dir bringen konnte«[/quote]
Daher halte ich es nicht für ganz abwegig davon auszugehen, dass die Rollen nicht ohne Weiteres in gut und böse aufzuteilen sind. Der Krieg zwischen Amyr und Chandrian ist die fortführung der Schöpfungskriege im Verborgenen. Die Amyr können, nach allem was wir wissen, genauso böse wie die Chandrian sein, und die Chandrian genauso gut wie die Amyr. Dennas Geschichte widerspricht der Von Skarpi in keinem konkreten Punkt. Nur die Perspektive ist die von Lanre, nicht die von Selitos.
Als Kvothe Skarpi nach Lanre fragt nutzt dieser die Möglichkeit seine uralte Propaganda zu verbreiten...