Hallo zusammen,
Ich bin schon seit ich mich zurückerinnern kann sehr an Philosophie, Mystik und unterschiedlichste Religionen interessiert und suche gerne Zusammenhänge die als sowas wie die Grundweisheit der Menschheit angesehen werden kann. Also nicht: lebe nach diesem oder jenem, dann kommst du in den Himmel oder entsprichst der Moral. Sonder eher: Lebe so und so, dann gewinnst du Jenes oder verhinderst Folgendes, aus logisch oder gefühlt nachvollziehbaren (erlebbaren) Gründen.

Nun zu den Pointen: Ich finde, dass in der Königsmörder-Chronik, neben einer genialen Geschichte, viele Weisheiten auf neuartige Darstellung verwoben sind. Besonders reizvoll ist natürlich die Vorstellung, Dinge so vollständig zu verstehen, dass man Macht über sie bekommt. Dies ist heute eine Grundessenz der Forschung, auf der Ebene des Verstandes. Aber so wie es im Buch mit dem schlafenden Geist geschildert wird, erinnert es mich stark an die (vernünftige, unpersonelle) Vorstellung von Gott in allen Dingen, die man versuchen soll zu sehen und zu verstehen.

Natürlich glaube ich nicht, dass es möglich ist jetzt z.B. den Wind zu rufen, aber eine gewisse reale Weisheit steckt da schon dahinter, meiner Meinung nach. Dass der Mensch nur 90% seiner geistigen Möglichkeiten ausschöpft und es schwer sein kann, das eigene Potential auszuschöpfen und an die Oberfläche zu bringen.

Was haltet ihr von solchen Überlegungen und seht ihr vllt noch mehr Übereinstimmungen oder Wegweiser, die über eine normale Buchgeschichte möglicher Weise hinausgehen würden?

LG Lethani

P.S.: Das Lethani scheint eine bauchbezogene Ethik darzustellen 🙂

25 Tage später

Hallihallo
Ja ich habe da auch schon drüber nachgedacht.
Irgendwo habe ich auch gelesen, dass Pat sowas wie ein 'hobby alchemist' ist. Ich möchte dazu erwähnen, dass die alchemie zu unrecht häufig einfach als unsinn abgestempelt wird, was darauf zurückzuführen ist, dass es immer wieder leute gab, die den Aberglauben der Menschen ausgenutzt haben.
Diesem Umstand ist wohl auch zu verdanken, dass es in der Königsmörder-Chronik viel um Aberglaube, Glaube und Logik geht. Nciht zuletzt auch um die Amyr Verschwörung, bei der man ja durchaus schnell parallelen zu den Tempelrittern finden kann, ohne besonders tief in die Materie einzutauchen.
Für mich ohne Zweifel deutlich zu erkennen ist Pats Interesse am Okkulten, also an Verborgenem (oder eben Arkanem) Wissen, wie in Kvothes Technik des kreiselnden Blattes zu erkennen ist, sind mystische Zustände nichts unbekanntes für den Autor.
Insbesondere das Lethani finde ich spannend. Mich fasziniert die Vorstellung, dass das Denken auch außerhalb des Kopfes stattfinden kann, zum Beispiel im Bauch (im Falle des Lethani ist es das Sakralchakra, die Quelle des Chi).

6 Tage später

Hui es hat mal jmd geantwortet 🙂 Ich habe jetzt schon lange nicht mehr hier reingeguckt, weil es nie eine Antwort gabe 🙂 Aber Hallo erstmal

Ja, bei Alchemie ist echt etwas der Wurm drinnen. Ich habe in der Schule (noch gar nicht sooo lange her) meinen Chemie-Lehrer danach gefragt, der das als Hokus-Pokus abgetan hatte. Die Alchemie beschreibt (soweit ich darüber Dinge erfahren habe), dass chemische Elemente in andere Elemente umgewandelt werden. Das Lieblingsbeispiel ist natürlich, irgendetwas in Gold zu transmutieren. Ich habe mal einen Film über einen (schlag mich tot) Inder!? gesehen, der es genau andersrum machte und eine Aznei herstellte, in der Gold als Rohstoff gebraucht wurde, aber als Tablette danach nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Naja aber so tief, bin ich auf dieser Schiene noch nicht vorgedrungen, da ich mich eher die Wahrnehmungs- und Denkenswissenschafte interessieren. Pat hat wirklich einen guten Geschmack für das Okkulte. Das kreiselnde Blatt erinnert mach an die Lehre von der Wolke des Nichtwissens (Christlich) und das steinernde Herz an die stoische Philosophie 🙂. Was besonders die Namen angeht, bin ich davon fasziniert in welchem Gewand er das übernatürlich Unausprechliche schmückt, dass es auch in einer Welt der Logik seinen Platz neben dem Verstand finden kann. Es gibt sogar wissenschaftliche Experimente, die die Macht des menschlichen Unterbewusstsein gegenüber dem bewussten Verstand darstellen und auf philosophischer Ebene sogar teilweise die Willensfreiheit anzweifelt. Ich bin auch überzeugt, dass jeder Mensch in der Realität sowas wie ein Elir werden kann, da das nur bedeutet die Dinge nicht mit dem beurteilenden, kategorisierenden Verstand zu betrachten (angucken), sie sondern zu sehen, wie sie in diesem Moment sind, ohne durch ein vorurteilendes Raster die Dinge zu bennen, mit Nenn-Namen und Wörtern zu verfälschen.
Irgendwo habe ich mal gelesen:" An dem Tag, an dem du deinem Kind den Namen der Amsel lehrst, wird er aufhören das befiederte, hüpfende, fliegende Etwas zu sehen."
Sobald man also etwas in eine Schublade steckt, kommt bei zukünftigen Betrachtung nurnoch die dazu abgespeicherten Informationen hoch. Auf einen Mensch bezogen z.B.: Eingebildet, Blödmann, mag ich nicht. Obwohl wir der Gegenwart damit meist nicht gerecht werden, wenn wir nicht wirklich SEHEN und einlassen. Pat stellt in seinen Büchern dieses sehr attraktiv dar, was eine Seltenheit in unserer sehr kopflastigen Gesellschaft ist. Dafür bewundere und verehre ich ihn sehr 🙂

Das wars jetzt erstmal 😉

Ich finde man sollte bei der Alchemie nicht nur das materielle, sondern auch und insbesondere das spirituelle betrachten. So ist natürlich die transformation von Metallen zu Gold eher eine übersetzung spiritueller ideen in die sprache der Materie. Also das Blei der torheit in das Gold der Weisheit zu verwandeln, oder das Blei der Verwirrung ins Gold der Erleuchtung sind unter den höchsten Zielen der Alchemie zu finden. Das mit den Metallen ist eben das, was bei nicht eingeweihten hängen geblieben ist.

Der schlafende Geist erinnert mich an die äther theorie, nach der alles mit allem über den Äther miteinander verbunden ist. Sozusagen der Raum, der Atome daran hindert einander zu berühren, ist derselbe, der sie miteinander verbindet. Der schlafende Geist ist also mit allem was ist verbunden, bzw. teil von allem, daher steht ihm jede information zur verfügung. Der Namenskundige ist durch training in der Lage, den schlafenden Geist gewissermaßen "anzuzapfen" beziehungsweise kann auf abruf informationen (namen) durch ihn erhalten.
Demnach könnte man Aleph, der ja die Welt aus dem namenlosen Nichts schleuderte und die Namen erkannte, die die Dinge bereits hatten (oder konservativer: den Dingen Namen gab), als obersten Gott interpretieren, der selbst der schlafende Geist ist, der die Welt kennt, sie zusammenhält und benennt. Aleph ist auch der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets, wenn ich mich recht entsinne, also der Anfang allen Seins (denn am Anfang war das Wort, bzw. Om). So liegt die Religion der Königsmörder-Welt sehr nahe an denen unserer Welt.

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